#FREESOLO - PREMIERENPROGRAMM

Seit vielen Jahrhunderten prägt der Mensch das Geschehen auf der Erde. Auf der stetigen Suche nach einer Antwort auf die Art und Weise des Zusammenlebens werden unterschiedliche Werte und Ideologien in gesellschaftlichen Systemen gelebt und verhandelt. Dabei stehen sich heute demokratische und autokratische Ansätze mehr denn je als Entitäten gegenüber.

#freesolo setzt sich mit diesen Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens auseinander und stellt die Frage, wie diese Leitlinien heute musikalisch umgesetzt werden. Im Spannungsfeld zwischen Autokratie und Demokratie wird das Gleichgewicht zwischen Aktion und Reaktion, zwischen lautstarkem Fordern und behutsamen Zuhören betrachtet. Dafür bezieht sich das Stegreif Orchester erstmals nicht auf ein Werk der Musikgeschichte, sondern auf eine ganze Gattung - das Solokonzert - und entwickelt ausgehend von historischen Zitaten eine zeitgemäße, kollaborative Werkform.

Die Gattung des klassischen Solokonzerts steht wie keine andere für das Verhältnis von Wettbewerb und Zusammenarbeit, sowie den Aushandlungsprozess unterschiedlicher Führungsstile. Das Programm #freesolo erzählt – sowohl in musikalischer Struktur als auch in inhaltlichem Ausdruck – seine ganz eigene Geschichte der Entwicklung von Autokratie über Wettbewerb und Anarchie zu Kollaboration. Musikalisch wird dies anhand unterschiedlicher Improvisationstechniken von Solo- bis Gruppenimprovisation sowie durch Rekompositionen klassischer Solokonzerten wie z.B. Antonin Dvoraks Cellokonzert, Johann Sebastian Bachs 2. Brandenburgisches Konzert, Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert sowie Béla Bartóks Konzert für Orchester umgesetzt. Als Composer in Residence widmet sich der Komponist, Pianist und Improvisateur Noam Sivan gemeinsam mit dem Stegreif Orchester und Regisseur Tristan Braun den Einflüssen der Improvisation auf die Komposition von #freesolo. Unterschiedliche Musiker*innen des Orchesters präsentieren vielfältige Soli und bleiben somit dem Stegreif-Ansatz treu, das musikalische Erbe der klassischen Musik durch zeitgenössische Formen, radikale Rekompositionen, auswendig, ohne Dirigent und in einem
performativen Raumkonzept neu zu denken.